Apps für einen nachhaltigeren Lebensstil
Nachhaltigkeit bedeutet Verantwortung zu übernehmen. Wir dürfen unsere eigenen Bedürfnisse nicht auf Kosten künftiger Generationen befriedigen. Das Ziel nachhaltiger Entwicklung ist es, eine lebenswerte Welt für unsere Kinder und deren Nachkommen zu erhalten.
Nachhaltigkeit ist eine Überlebensfrage und eine zentrale politische Agenda. Sie beinhaltet Ökologie, Ökonomie und soziale Befriedung. Die Bewahrung der Umwelt, das Wirtschaften unter Erhaltung der natürlichen Ressourcen und eine globale Gerechtigkeit gehören zusammen.
Der einzelne Mensch kann die Welt nicht retten, aber jeder von uns kann seinen Beitrag für eine lebenswerte Zukunft leisten. Das Handeln fängt bei jedem von uns an. Es sind die kleinen Schritte von Vielen, die Veränderungen einleiten. Auch der verantwortungsvolle Blick aufs Smartphone kann ein Schritt in die richtige Richtung sein.
Im Weiteren sollen 10 Smartphone-Apps vorgestellt werden, die Hilfestellungen auf dem Weg in ein eigenes nachhaltigeres Handeln geben. Fangen wir an!
ToxFox
Verbraucherschutz und Nachhaltigkeit gehören zusammen. Wir sollten wissen, welche Inhaltsstoffe in den Produkten zu finden sind, die wir täglich kaufen. Unsere Kaufentscheidung beeinflusst die Art und Weise, wie die Produkte hergestellt werden. Die App ToxFox des BUND gibt eine Orientierung für eine bewusste Kaufentscheidung bei Produkten der Körperpflege und bei Artikeln für Kinder. Welche Macht der Verbraucher hat, zeigt z.B. die Diskussion um die Verwendung von Aluminiumsalzen in Deos, die zu ernsthaften Gesundheitsschädigungen führen kann. Es geht bei ToxFox also auch um den Schutz des Verbrauchers vor Schadstoffen. Eine besondere Dimension erhält diese Frage bei Artikeln für Kinder. Immer wieder werden in Kleidung und Spielsachen Schadstoffe nachgewiesen, die sich im Körper der Kinder anreichern und zu schweren Störungen führen.
ToxFox nutzt ein Verbrauchergesetz aus dem Jahr 2006, in dem Hersteller verpflichtet werden, auf Anfrage über den Schadstoffgehalt ihrer Produkte Auskunft zu geben. Mit ToxFox scannen Sie den Strichcode der Produkte und erhalten sofort Auskunft über gefährliche Inhaltsstoffe. Sollte das Produkt noch nicht in der Datenbank aufgenommen sein, stellt der BUND in ihrem Namen eine Anfrage beim Hersteller. Dieser ist jetzt verpflichtet, innerhalb von 45 Tagen die Inhaltsstoffe offen zu legen. Auf diese Weise kann jeder beim täglichen Einkauf dabei helfen, die Datenbank von ToxFox weiter auszubauen und den Verbraucherschutz zu stärken. ToxFox ist die Grundlage für eine bewusste und nachhaltige Kaufentscheidung im eigenen Interesse.
Barcoo
Alle wichtigen Informationen über ein Produkt schon beim Einkaufen bewerten? Mit dem Barcode-Scannerprogramm Barcoo ist dies für jeden Konsumenten möglich. Barcoo nutzt als Informationsbasis diverse Datenbanken, um sie mit Produktinformationen, Testberichten und Hintergrundinformationen zu dem jeweiligen Produkt zu versorgen. Barcoo nutzt auch Kundenmeinungen und Preisvergleichsportale.
Barcoo kann allerdings auch gezielt eingesetzt werden, um ein Produkt nach ökologischen und nachhaltigen Kriterien zu bewerten. Nur ein gut informierter Kunde ist auch ein kritischer Konsument, der bewusste Entscheidungen treffen kann. Lassen wir uns nichts mehr vormachen, nachhaltiger Konsum fängst bei unserem Kaufverhalten an!
RegioApp
Nachhaltiger Konsum betrachtet nicht nur die Herstellung von Waren. Ein entscheidendes Kriterium der Nachhaltigkeit ist auch die Vermeidung von langen Transportwegen. Was nützen Bioprodukte, wenn sie über den halben Globus zum Verbraucher transportiert werden müssen. Nachhaltigkeit bedeutet vor allem bei Lebensmitteln auch Regionalität und die Einsicht, dass nicht immer Alles zu kaufen sein muss.
Die RegioApp ist eine Aktion des Bundesverbands der Regionalbewegungen mit Unterstützung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Mit ihrer Hilfe ist es möglich Restaurants, Dorfläden oder Wochenmärkte in der direkten Umgebung zu finden. Darüber hinaus gibt es Informationen zu Bio-Siegeln und der Angebotspalette der jeweiligen Anbieter und Selbstvermarktern. Um die Suche zu erleichtern, ist eine Navigationsfunktion integriert.
Die RegioApp-Partner garantieren durch ein Kontrollsystem die Einhaltung der strengen regionalen Kriterien. Mit der RegioApp weiß man endlich wieder, was man isst, wer es produziert, wo und wie es hergestellt wird. Erzeuger und Verbraucher werden zu Partnern.
NABU Siegel-Check
Mit dem steigenden Bewusstsein der Verbraucher für Nachhaltigkeit und Ökologie wurden diese Aspekte zum Teil von Verkaufsstrategien. Es entstanden eine Vielzahl von unterschiedlichsten Gütesiegeln für Waren. Doch die Vergabe von Gütesiegel, deren Inhalte und deren Kontrolle ist nicht einheitlich geregelt. Und so verstecken sich hinter vielen dieser Kreationen schwarze Schafe.
Der Nabu Siegel-Check bringt Licht in das Dunkel des Siegeldschungels. Wenn auf einem Lebensmittel ein derartiges Siegel auftaucht, kann mit dem Nabu Siegel-Check schnell und sicher nachgeprüft werden, ob das Produkt auch wirklich hält, was das Siegel verspricht. Die App zeigt, ob ein Produkt ökologisch sinnvoll und empfehlenswert ist und bringt so endlich die notwendige Transparenz in den Lebensmittelhandel.
Too Good To Go
In Deutschland landen jedes Jahr 11 Millionen Tonnen Lebensmittel auf dem Müll. Umgerechnet bedeutet dies, dass auf jeden Bundesbürger 55 kg Lebensmittel pro Jahr entfallen. Natürlich wirft nicht jeder von uns 55 kg in den Abfall, sondern die Menge umfasst die gesamte Wertschöpfungskette. Lebensmittel als Müll entstehen bereits bei der Produktion, z.B. durch nicht normgerechte Produkte (die krumme Gurke, der fleckige Apfel etc.).
Es geht weiter beim Großhandel, Einzelhandel und schließlich auch bei uns Endverbrauchern. Die Smartphone-App Too Good to Go greift den Sektor der Gastronomie und des Einzelhandels heraus. Der Kunde erwartet auch 5 Minuten vor Kassenschluss ein vollständiges Sortiment, und im Restaurant zu jeder Zeit das gesamte Angebot. Die Konsequenz aus dieser Erwartungshaltung ist ein Berg von Lebensmitteln die am Abend ungekauft zurückbleiben und am nächsten Tag nicht mehr verwendet werden können, oder bereits zubereitete Mahlzeiten, die keinen Käufer gefunden haben.
Too good to go zeigt Restaurants, Bäckereien oder Einzelhandelsgeschäfte in deiner Umgebung an, die nicht bereit sind diese Lebensmittel einfach in den Müll zu werfen. Stattdessen bieten sie die übrig gebliebenen Waren zu einem meist nur symbolischen Preis an. Du kannst dir in einer Foodbox Lebensmittel reservieren, die dann zu einem bestimmten Zeitpunkt bei den teilnehmenden Geschäften abzuholen sind. Zusätzlich zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung zahlt sich Too God to go auch finanziell aus. Sparen und Gutes tun, was gibt es Besseres?
Zu gut für die Tonne
Diese App geht das gleiche Problem der Lebensmittelverschwendung an, jedoch von einem anderen Ansatzpunkt. Diesmal sind es nicht die Lebensmittel, die im Handel übrigbleiben, die im Fokus stehen, sondern die Lebensmittel, die von uns Endverbrauchern entsorgt werden. Oft handelt es sich bei den Abfällen um Reste oder Lebensmittel, deren Verfallsdatum aktuell ist.
Statt diese wegzuwerfen, bietet die App Zu gut für die Tonne eine attraktive Alternative. Eine riesige Datenbank mit Rezepten von deutschen Spitzenköchen zeigt, wie auch Reste oder verfallende Lebensmittel zu hervorragenden Feinschmeckerkreationen werden können. Sie geben ihre Zutaten- und Resteliste in der App ein und erhalten eine Auswahl von Rezepten, für die sie verwendet werden können. Diese App besteht bereits seit dem Jahr 2012 und wurde auf Initiative des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft gestartet.
Essbare Wildpflanzen
Der ursprünglich als Taschenbuch veröffentlichte Ratgeber von Steffen Guido Fleischhauer, widmet sich des vergessenen Wissens um die Verwendung von wildwachsenden Pflanzen als Lebensmittel. Seit die Nahrungsmittel im Überfluss an der Selbstbedienungstheke des Supermarkts angeboten werden, ist die zeitaufwendige Suche nach verwendbaren Pflanzen zum Hobby von Wenigen geworden.
Die Bequemlichkeit hat siegt und damit verloren wir auch einen wertvollen Schatz an jahrhundertealtem Wissen über unsere Umwelt. Mit der App Essbare Wildpflanzen kann nun wieder Jeder dieses Wissen für sich nutzbar machen. Die App enthält eine Vielzahl von Pflanzenportraits, Informationen über die jeweilige Pflücksaison und einen ausführlichen Teil zu den Inhaltsstoffen der essbaren Pflanzen. Der Nutzer der App kann unsere einheimischen Ökosysteme neu entdecken und erkunden und dabei unveränderte, ursprüngliche und gesunde Alternativen zu den Gewächshauspflanzen an der Supermarkttheke finden. Essen mit Zeitaufwand, aber auch mit einem riesigen Spaßfaktor. Was schmeckt schließlich besser als Selbstgepflücktes?
WWF-Fischratgeber
Vor 70 Jahren galten die Fischbestände der Weltmeere noch als unerschöpfliches Reservoir zur Deckung des Bedarfs einer stetig wachsenden Menschheit. Doch die Industrialisierung des Fischfangs hat dieser Vision schnell ein Ende bereitet. Mit Hilfe modernster Technik und dem Aufbau immer größer werdender Fischfangkapazitäten, wurde die Jahresmenge an gefangenem Fisch von 12,8 Millionen Tonnen im Jahr 1950 auf etwa 80 Millionen Tonnen heute gesteigert.
Die rücksichtslose Ausbeutung der Meere hat zur Folge, dass aktuell laut WHO 60 % der Bestände als erschöpft gelten und 33 % der Fischbestände bis zur biologischen Grenze befischt sind. Wer ein Zeichen gegen diese konventionelle Fischerei und ihre verheerenden Folgen setzen möchte, bekommt mit der App des WWF einen Handlungsleitfaden an die Hand. Die App gibt Auskunft über den Zustand der Fischpopulationen und Bestände an Meeresfrüchte. Auf dieser Grundlage hat der WWF ein Ampelsystem entwickelt, das anzeigt, welche Fischarten ohne Bedenken gekauft werden können und von welchen man lieber die Finger lassen sollte.
Die persönliche Kauf- oder Nichtkaufentscheidung an der Fischtheke übt einen Druck auf die Fischereiwirtschaft und deren Umgang mit den natürlichen Ressourcen des Meeres aus. Mit der App kann Jeder mit seiner Entscheidung dazu beitragen, dass sich die gefährdeten Bestände erholen können und die Nutzung der Meere nachhaltig umgestaltet wird.
Ecosia App
Der Herausforderer von Google kommt aus Deutschland. Google ist der Inbegriff für das Internetzeitalter. Wer an Wissen im Netz möchte „googelt“. Google ist eines der wertvollsten Unternehmen mit einem unvorstellbaren Marktwert. Der Marktwert richtet sich nach der Profiterwartung der Geldanleger. Google präsentiert dem Nutzer nicht nur das gesamte Wissen, Google weiß buchstäblich auch Alles über uns. Die Suchmaschine ist auch der Inbegriff einer unkontrollierten Sammelwut für Nutzerdaten. Ecosia ist das Gegenmodell.
Eine Suchmaschine, die Transparenz lebt und soziale und ökologische Verantwortung übernimmt. Ecosia gehört zu einer neuen Generation von Unternehmen, die sich als social business definieren. Soziale Verantwortung bedeutet für Ecosia, z.B. dass 80% der erzielten Gewinne aus Werbeeinnahmen in Ökoprojekte reinvestiert werden. An erster Stelle steht ein Baumpflanzprogramm, in dessen Rahmen bereits 75.000.000 Bäume gepflanzt werden konnten. Jeder Suchvorgang bei Ecosia generiert Wert, der ökologisch verantwortlich verwendet wird. Jeder Klick unterstützt Klimaprojekte weltweit. Warum also noch weiter „googeln“?
ReplacePlastic
Plastik ist aus unserem modernen Leben nicht mehr wegzudenken. Ob Kleidung, Möbel, Gebrauchsgegenstände, Kommunikationsgeräte usw. , nichts geht mehr ohne Plastik. Aber wir sind nicht nur von Plastik umgeben, Plastik macht auch vor unserer Haut nicht halt. In einer Studie des Umweltbundesamts mit 2500 Kindern im Alter zwischen 3 und 17 Jahren, wurden im Urin Plastikrückstände nachgewiesen.
Je jünger die Kinder waren, umso höher ihre Belastung. Jeder Deutsche produziert im Durchschnitt 226 kg Verpackungsmüll pro Jahr. Das Verbot von Plastiktüten kann hier nur ein Anfang sein. Die App ReplacePlastic geht dieses Problem offensiv an. Wer ist nicht schon beim Einkaufen vor Produkten gestanden und hat den Kopf über unsinnige und funktionslose Verpackungsorgien geschüttelt. ReplacePlastic gibt dem Konsumenten eine Stimme. Mit Hilfe der App, die vom Verein Küste gegen Plastik initiiert wurde, kann der Verbraucher mit einem Scan in direkten Kontakt mit dem Hersteller treten und ihn auf die unnötigen Verpackungsmaterialien hinweisen.
Der Hersteller bekommt so ein direktes Feedback über seine Produktpräsentation. Bei einer entsprechenden Anzahl von negativen Rückmeldungen, kann der Hersteller diese Meinung nicht mehr ignorieren. Er muss aus Imagegründen reagieren. Je mehr Kunden mitmachen, um so schneller wird sinnloser Verpackungsmüll aus den Regalen verschwinden. Wir haben es in der Hand.